Es ist gut gegangen: Prinzengarde feiert mit „Große Freiheit Prinzengarde. Auf der Reeperbahn nachts um halb eins“ prickelnden Erfolg.

Foto: Prinzengarde

Alsdorf. „Große Freiheit Prinzengarde. Auf der Reeperbahn nachts um halb eins.“ Die Meinungen über die Wahl dieses Sessions-Mottos haben sich wochenlang quer durch Alsdorf völlig gegensätzlich gegenübergestanden. „Das kann nicht gut gehen“, raunten die einen. „Wir werden eine prickelnde Sitzung erleben“, freuten sich die anderen. Um es vorweg zu sagen: Es ist gut gegangen. Und es war prickelnd. Die KG Prinzengarde Alsdorf hat wieder einmal ein karnevalistisches Meisterwerk auf die Bühne der Stadthalle gezaubert. Gleich zu Beginn hatte es sogar Absolution von ganz oben gegeben.

Einer fehlte bei der Begrüßung der zahlreichen Ehrengäste durch Gardekommandant Hans Peters. Konrad Dreeßen könne, so der Kommandant, nicht im Saal sein, weil er noch einen anderen Termin wahrnehmen müsse. Konrad Dreeßen, ausgerechnet! Der katholische Pastor und geistliche Beistand der Prinzengarde hatte ob des Sessions-Mottos bereits mahnend den Finger gehoben. Jetzt fehlte er. Einige im Saal befürchteten, es bahne sich ein Eklat an. Sitzungsmoderator Frederik „Fritze“ Rybacki musste das Unheil erahnt haben. Denn als der Vorhang sich hob, kniete er am Beichtstuhl, bereute alle seine Sünden und bat um Vergebung. Der Beichtvater war zwar nicht zu sehen, aber seine Stimme zu hören. Er zeigte sich großzügig, erteilte Absolution, stieg heraus und wurde mit ebenso erleichtertem wie jubelndem Applaus begrüßt. Es war: Konrad Dreeßen.

Jetzt konnte die Prinzengarde niemand mehr aufhalten. Ein furioses Programm nahm seinen Lauf, vor der prächtigen Kulisse der Reeperbahn. Die Herbertstraße, der Michel, die Landungsbrücken von Sankt Pauli, das Bühnenbild hatte Hamburg mitten nach Alsdorf geholt. Grandios! Nur für einen kurzen Augenblick ließ Fritze Rybacki das Publikum hinter den Sichtschutzbretterzaun vor der Herbertstraße blicken. Donnerwetter, da standen doch tatsächlich lebensgroße Abbilder von Bürgermeister Alfred Sonders und Erstem Beigeordneten Ralf Kahlen. „Die führen auf der Herbertstraße eine verkehrsfreie Zone ein“, scherzte der augenzwinkernde Sitzungsmoderator.

Der pralle Vollmond schunkelte über der Reeperbahn, davor bauten die Gardöre eine Brücke von Hamburg nach Alsdorf, sangen die Geschichte von „Gretchen Meier ohne Freier am Alsdorfer Weiher“. Temporeich ging der Sitzungsreigen, der sich bis kurz vor halb Eins drehen sollte, weiter. Zum Beispiel mit dem Alsdorfer Allerlei und dem Udo-Jürgens Musical „Ich war noch niemals in New York“, lange Zeit ein Dauerbrenner auf der Reeperbahn. Schantalle, die Kultfigur von Bütten-As Manni Dreschers, von Moderator Fritze als „das älteste Pferd im Stall“ angekündigt, begeisterte mit neuer Perücke und frischem Humor. Heiß, heißer, Steps. Diesen Ausruf verdienten sich die Steps, die eine ganz heiße Sohle aufs Parkett legten. Pia Wißgott, seit 2013 das umjubelte Tanzmariechen, wirbelte geradezu akrobatisch über die Bühne, in der Uniform einer Polizistin auf der Reeperbahn. Nach dieser Session wird sie ihre Tanzschuhe an den Nagel hängen, um sich mit genauso großem Engagement ihrem Beruf als Polizeibeamtin zu widmen.

Apropos Engagement, das kann auch niemand den stolzen Kerls der Garde absprechen. Wenn sie zu Ehren des Prinzenpaares ihren Gardetanz zeigen, tun sie das voller Hingabe und mit vollem Einsatz. Einem Gardisten ist bei der Premierensitzung sogar das Hosenbein gerissen. Ritsch, ratsch die Botz kapott. Das ist weder Herrn Lutz Latz noch Herrn Schäng Schlabber alias Bernd Horbach und Dieter Baumanns passiert. Mit Mutterwitz, Sprachwitz und schelmischen Zankereien begeistern sie ihr Publikum in nahezu allen „europäischen Sprachen der Welt“. In Anlehnung an das Sessions-Motto der Prinzengarde ist es diesmal die Liederlich-Sprache. Ein Kracher nach dem anderen. Und was für ein herrlicher Quatsch, den wieder einmal das Elferratstheater einstudiert hatte. Es hatte sich auf die Suche nach der Jungfräulichkeit begeben und erntete verdienten Applaus.

Den gab es auch für „Olli den Köbes“, der ein professionelles Feuerwerk der Pointen entzündete. Dass die Stimmungstemperatur im Saal von Anfang an in fieberhafte Höhen stieg, ist auch das Verdienst der Stimmungsband „Tresenritter“. Sie animierten zum Schunkeln und Singen und ergänzten im legendären Bühnenbild-Star-Club die Gästeliste der ebenso legendären Musikgrößen, deren Karriere teils sogar in der Hamburger Kult-Stätte begonnen hat. Kult bei der Prinzengarde ist der Auftritt des Karnical, jener lebenslustigen, großen Gesangsgruppe, die das Publikum mit einer Musikmischung aus Karneval und Musical mitreißt. Ganz zum Schluss, wie immer: Der prächtige Fanfarenzug. Es ist einfach eine große Freude, diese Prinzengarde und ihre Sitzungen zu erleben. In dieser Session ganz besonders. Und wenn selbst „Beichtvater“ Konrad Dreeßen Absolution erteilt hat, steht dem auch nichts im Wege. Es gibt noch einige Karten für die Gardenacht am Freitag, 9. Februar, ab 21 Uhr; für die Kostümsitzungen mit After-Show-Party am Samstag, 10. Februar, 18 Uhr und am Sonntag, 11. Februar, 19 Uhr.

2018-02-05T19:35:17+01:00